Die 2.Herren verliert nach 2:0-Führung deutlich in Obertshausen. Eigentlich hatte sich die Mannschaft mehr vorgenommen, da allesamt gut im Training standen und Marc durch Stefanos fast gleichwertig ersetzt werden konnte. Kurz vor Spielbeginn hatten wir gemerkt, dass mit Plastikbällen gespielt wird – zwei unserer Mitspieler leider nicht, die sich mit Zelluloidbällen eingespielt haben. Für einen Großteil unserer Mannschaft war dies die erste Erfahrung mit den Plastikbällen. Im weiteren Spielverlauf kam die Hälfte der Mannschaft damit einigermaßen zurecht und die anderen 3 Spieler gar nicht.

Kleiner Exkurs: Die ITTF hat vor einigen Jahren die Zielrichtung ausgegeben, von Zelluloid auf Plastik als Ballmaterial umzusteigen, weil das leicht entflammbare Zelluloid als Gefahrenstoff gilt. Die Umstellung in den höchsten Klassen ist schon erfolgt, im Amateurbereich wurde in der Regel noch Zelluloid gespielt, Plastik war die absolute Ausnahme. Die Verbände haben den Vereinen frei gestellt, mit welchem Material sie spielen. Problem war vor allem, dass die Industrie nach zwei Jahren immer noch große Qualitätsprobleme bei der Herstellung von Plastikbällen in guter Qualität hat. Die Bälle sind teurer und je nach Modell ist ein Ausschuss von mehr oder weniger 50% „Eiern“ üblich, die man nicht zum spielen gebrauchen kann. Es gibt hingegen große Unterschiede zwischen den Bällen mit und ohne Naht und den einzelnen Herstellern sowie den beiden Fertigungsländern Japan und China. Außerdem gibt es bislang nur teure Spielbälle in teilweise akzeptabler Qualität und noch keine brauchbaren Trainingsbälle. Zudem sind die Bälle minimal größer. Die Umstellung ist zwar nicht so groß wie 2001 von 38mm auf 40mm Durchmesser, doch haben die Bälle schon unterschiedliche Absprungeigenschaften. Die neuen Plastikbälle springen salopp gesagt etwas kürzer und höher ab, die Oberfläche hat weniger Reibung und nehmen dadurch etwas weniger Rotation an. Das sollte mit einer mehrwöchigen Umstellung und einer kleinen Technikumstellung mit z.B. früheren Balltreffpunkt kein großes Problem darstellen – wenn man dazu Gelegenheit hatte. Diesen Sommer wurde in der spielfreien Zeit bekannt, dass die Tischtennisindustrie zu Jahresbeginn die Produktion von Zelluloidbällen bereits gestoppt hat und es jetzt praktisch nur noch einen weltweiten Abverkauf gibt; manche Bälle sind inzwischen schon nicht mehr verfügbar. Das bedeutet einerseits, dass durch die komplette Umstellung der Produktion die Qualität der Plastikbälle hoffentlich bald besser werden müsste. Gleichzeitig bedeutet das aber auch, dass nicht mehr die Nachfrage, sondern nur noch das (nicht mehr vorhandene Zelluloid-) Angebot den Markt regelt. Wie gesagt, die Verbände stellen es den Vereinen frei, mit welchem Ballmaterial sie spielen. Die aktuellen Verhaltensmuster haben zu verschiedenen Umsetzungen in den Vereinen geführt. Einige haben große Zelluloid-Restbestände aufgekauft, um möglichst lange auch noch über die jetzt startende Saison damit zu spielen. Andere haben so kalkuliert, dass die Zelluloidreste möglichst noch genau für diese Saison halten und dann umgestellt wird. Dritter Weg ist ein Wechsel mitten in der Saison, wenn die Zelluloidbälle aus sind. Und natürlich die Option, schon sofort umzustellen. Die Abteilungsleitung der TSG Oberrad hat sich für den zweiten Weg entschieden, diese Saison planbar noch mit Zelluloid zu spielen. Die Gründe waren vielfältig. Vor allem, weil die meisten anderen Vereine noch mit Zelluloid spielen, gleichzeitig aber auch zu warten, bis die teureren Plastikbälle eine durchgehend bessere Qualität haben und auch Trainingsbälle verfügbar sind. Das kann man alles gut oder schlecht finden – auf jeden Fall bedeutet das zumindest für diese Saison, u.U. bei jedem Spiel mit unterschiedlichen Ballmaterial spielen zu müssen. Hierzu wäre es hilfreich, zumindest vorher zu wissen, womit man spielt, um zumindest die Chance der Vorbereitung darauf zu haben. In den höchsten 5 Ligen bis zur Oberliga ist das der Fall und die Vereine mussten sich für ihre dortigen Mannschaften festlegen, d.h. die anderen Vereine wissen Bescheid. Trotz mehrfacher Forderung passiert das Hessenliga abwärts nicht, d.h. theoretisch können Mannschaften erst kurz vor ihrem Spiel entscheiden, womit sie spielen und es kann für die Gastmannschaften zu einer Zaubertüte werden. Exkurs Ende.

Die Zaubertüte war für die 2.Herren in Obertshuasen leider zu überraschend. Vom Papier her konnte man ein Spiel auf Augenhöhe mit einem knappen Ergebnis erwarten. In den Anfangsdoppeln lief vom Ergebnis her alles nach Plan, auch wenn die Ballwechsel kürzer waren und beidseitig auffallend viele Bälle aufgrund schlechten Timings ins Netz fielen (zu spät am Ball). Neuzugang Sascha und Stefanos harmonierten gut und setzten sich klar mit 3:0 gegen Doppel 1 der TGO durch – Stevie/Sebastian waren auch nervlich stark, wehrten im 4.Satz Matchbälle ab, um sich dann im Entscheidungssatz zur 2:0-Führung für Oberrad durchzusetzen. Flo/Timo verloren dann ebenso klar wie unnötig, scheiterten vor allem an sich selbst und am Ball. Bei Flo kam neben dem einspielen mit dem falschen Ball noch ein zweifach angebrochenes Holz hinzu. Sebastian spielte gegen Obertshausen Nr.1 Dürr stark auf und sorgte für eine Satzführung. Nach Satzbällen im 2.Satz kippte das Spiel leider zugunsten eines starken Gegners. Stevie kämpfte sich gegen Michel in den Entscheidungssatz und hatte ihn eigentlich im Griff, bis im letzten Moment das Spiel kippte. Sascha sah gegen Mayer-Battisti schon wie der sichere Sieger aus, bevor dieser sich bravorös zurück ins Spiel kämpfte und fast fehlerfrei gegen Material spielte. Flo war gegen Dürr leider chancenlos. Stefanos scheiterte nicht nur an seinem Gegner, sondern auch an Netz und Kante. Für den negativen Höhepunkt des Abends sorgte Timo mit einer blamablen Fünfsatzniederlage gegen einen unterklassigen Ersatzmann. Die zweite Runde im vorderen Paarkreuz ging dann mehr oder weniger ungefährdet an Obertshausen. So stand es verdient 2:9 nach 2:0-Führung und wir haben uns trotz guter Ausgangsform deutlich unter Wert verkauft. Es wäre zu einfach, es nur auf die Bälle zu schieben, aber diese hatten auf jeden Fall auch einen nicht zu unterschätzenden Anteil an dem Debakel. Für die 2.Herren spricht, dass sie den misslungenen Auftakt mit Humor nahm, Stevie schon mal seine Qualitäten als Dusch-DJ unter Beweis stellte und die Mannschaft hinterher geschlossen in Oberrad im Frankfurter Bierhaus eingekehrt ist und Sascha dort zum Einstand im Team einen Kranz Kölsch ausgab. Danke auch an Kevin fürs anfeuern. Kommenden Mittwoch hat die 2.Herren gegen Offenthal die Gelegenheit, den misslungenen Saisonauftakt mit einer besseren Leistung und Zelluloidbällen nachzuholen.

Es wäre wünschenswert, dass der HTTV nachsteuert und eine Regelung hinbekäme, durch die die Vereine vorab wissen, auf welches Ballmaterial sie treffen.

 

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